Meine Gedanken kreisen immer noch um das Thema lebenslanges Lernen. Auch wenn der Titel es vielleicht nicht direkt vermittelt. Bei lebenslangem Lernen merke ich immer wieder, dass diese „bildungspolitische Vision“ noch sehr viel Entwicklung benötigt um die von 2000 gestellten Zukunftsträume Wirklichkeit werden zu lassen. Das kuriose dabei…
Vieles was derzeit diskutiert wird, ist nicht wirklich neu! Sprechen wir zum Beispiel von selbstgesteuertem Lernen, dann kann ich bis 1975 zurückgehen und sagen, dass man „damals“ schon soweit war. Malcolm Knowles verfasste bereits 1975 einen Leitfaden, wie man potenzielle Lerner zum selbstgesteuerten Lernen hinführt. Denn dies sei schließlich ein Grundstein dafür, dass Lerner eines Weiterbildungsprogramms sich sicherer fühlen.
Wie ich in älteren Beiträgen bereits erwähnt habe, steht lebenslanges Lernen auch für eine völlige Entgrenzung des Lernens. (Nicht nur zeitlich und räumlich gesehen, sondern auch inhaltlich.) Dies bedeutet wiederum eine Freiheit, mit der man erstmal fertig werden muss. Wer es schafft sich Lernziele und Lernabsichten selbst zu stecken und Eigenverantwortung für das eigene Lernen übernehmen kann, der verfügt über soviel Autonomie, dass er sich nach Candy (1991) als Autodidakten bezeichnen darf. Wer dann noch in der Lage ist, sich selbst zu unterrichten, der hat auch den zweiten Meilenstein des selbstgesteuerten Lernens erreicht und darf sich „Autodidakt“ und „Self Instructor“ nennen.
Wenn wir nun nach dem „Warum?“ fragen, so gibt es erstmal zwei Antworten; eine wirtschaftliche und eine romantische.
- Humankapital. Employability.
UND
- Selbstbildung.
Auf der einen Seite will die Wirtschaft einen nützlichen, guten Mitarbeiter, der seine Innovationsfähigkeit erhöht und schließlich das Unternehmen so wettbewerbsfähig hält.
Auf der anderen Seite geht es beim lebenslangen Lernen um die tolle Möglichkeit sich selbst weiterzuentwickeln. Sich selbst als Person voranzubringen.
Doch auch das gab es schon! Während die so genannten Philanthropen (Basedow, Campe) Ende des 18. Jahrhunderts für eine Erziehung der Brauchbarkeit waren, ging es anderen um 1800 darum (Bildungsdenken des Neuhumanismus), den Menschen nicht zu erziehen, sondern zu erkennen, dass der Mensch sich als gesamte Person entwickeln muss bzw. bilden muss.
Der Lernende Mensch in der heutigen Wissensgesellschaft befindet sich also zwischen Erziehung zu einem ökonomischen Wesen und der Selbstbildung.
Wer da schon Autodidakt und Self Instructor ist, ist klar im Vorteil!
Literatur:
Candy, P. C.(1991): Self-Direction for Lifelong Learning. Jossey-Bass. San Francisco.
Knowles, Malcolm (2007): Lebenslanges Lernen. Andragogik und Erwachsenenbildung. Spektrum Verlag. Heidelberg. 6. Auflage.
Koller, H.-C. (2006): Grundbegriffe, Theorien und Methoden der Erziehungswissenschaft. Kohlhammer Verlag. Stuttgart. 2. Auflage.