Entgrenzung des Lernens
Im Zusammenhang mit lebenslangem Lernen geht es prinzipiell um die Ausdehnung des Lernens. Sowohl um eine zeitliche Ausdehnung, als auch um eine räumliche und sachliche Ausdehnung. Lebenslanges Lernen soll nicht nur auf Schule und Hochschule beschränkt bleiben sondern auch nach der Hochschule soll weitergelernt werden. Dies impliziert neben der zeitlichen Ausdehnung auch die räumliche Ausdehnung. Vor allem wenn Weiterbildung zwar vom Arbeitgeber gern gesehen wird, aber die notwendigen Ressourcen im eigenen Betrieb erstmal nicht vorhanden sind. Dann nämlich wird der Lernraum sogar ins Wohnzimmer getragen und somit vollkommen entgrenzt.
Vor allem die neuen Technologien ermöglichen es auch, dass es zu einer vollkommenen Entgrenzung des Lernraums kommen kann. Dazu kann man sich einfach mal den Tagesablauf der @mons7 anschauen HIER. Erste Informationen holt sie sich bereits während eines Spazierganges via Smartphone und holt auf einer Bank sitzend sogar noch das MacBook Air heraus. Viel entgrenzter ist Lernen nicht mehr möglich.
Aber auch eine sachliche Entgrenzung ist durch das Theorem des Lebenslangen Lernens gegeben. Jeder kann dank des Internets lernen was er will. Somit kann Lebenslanges Lernen auch die Persönlichkeitsentwicklung fördern. Neben dem beruflichen Lernen, bekommt man auch die Möglichkeit Dinge für private Zwecke zu lernen. Erst gestern habe ich mich nochmal schlau gmacht, wie man Feigen nun richtig isst. Einfach reinbeißen? Schale ab? Oder wie? Ein kurzer Blick ins iPad und google spuckte mir eine große Menge an Forenbeiträgen aus, die sich schon mit diesen fragen beschäftigt haben. Dort habe ich dann auch noch zusätzlich gelernt, dass Honig ein guter Geschmackspartner der Feige ist. Dies musste ich dann auch gleich ausprobieren… und ich muss sagen, es war köstlich! (P.S.: Die Feige wie eine Kiwi auslöffeln)
Die Entgrenzung geht demnach für mich soweit, dass ich sagen würde, dass das Theorem des lebenslangen Lernens impliziert, dass Lernen immer stattfinden kann und nie endet. Einen Rahmen gibt es demnach also nicht.
Doch würde ich ja nicht mit „könnte“ und „sollte“ hantieren, wenn dem wirklich so ist!
Trügt der Schein?
Nach Bourdieu gibt es bekanntlich den Kapitalbegriff, der eine Art Macht oder Ressource zur Durchsetzung eigener Ziele darstellt. Neben ökonomischem und sozialem Kapital gibt es nach Bourdieu das kulturelle Kapital dass man Wirtschaftswissenschaftlich auch als Humankapital bezeichnen kann.
Dank des Internets müsste man sich ja nun fragen, wie stark Humankapital als Regelung von Machtstrukturen noch gültig ist. Vor allem beim inkorporierten kulturellen Kapital geht es ja besonders um die persönliche Investition in den Erwerb eigener Kenntnisse und Fähigkeiten. Ein Jeder hat also die Möglichkeit, sich Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, um somit sein eigenes Kapital zu erhöhen. Ein Objektiviertes kulturelles Kapital in Form von Büchern wird in der heutigen Zeit kaum noch eine Bedeutung haben. Hatte man früher den Brockhaus bei sich im Regal stehen, so hätte man vielleicht von einem Vorteil sprechen können, aber heutzutage gibt es Wikipedia (Brockhaus 2.0).
Und so neigt man vielleicht in dieser Hinsicht zu sagen: „Adieu Bourdieu“
Selbst das institutionalisierte Kulturkapital (Bildungstitel) wird im wissenschaftlichen Diskurs mehr und mehr angegriffen und soll im Zusammenhang mit dem Thema des Lebenslangen Lernens durch E-Portfolios mehr und mehr aufgebrochen werden. (Wozu brauche ich ein Zertifikat über Projektmanagement, wenn ich eine Familie mit 2 Kindern habe und Leiter einer Arbeitsgruppe bin???)
Doch selbst wenn es so scheint, dass man „Adieu“ sagen könnte, bleibt doch die Gewissheit, dass man es nicht wirklich aussprechen kann, oder?
…gut dass ich es nur geschrieben habe…