Letze Woche habe ich mich auf den Weg nach Tübingen gemacht, um dort die Jubiläumsveranstaltung von e-teaching.org zu besuchen. Dabei ging es mir ganz allgemein darum, als noch relativ (in Bezug auf die anderen Teilnehmer) junger E-Learning Interessierter (obwohl ich mich ja nun auch schon seit 3-4 Jahren mit der Thematik beschäftige…), ein wenig Expertenluft zu schnuppern und bisher nur virtuell erlebte E-Learning Größen nun auch mal in Natura zu sehen. Was das anging, wurde ich auch wirklich nicht enttäuscht. So hörte ich sehr interessante Vorträge von Prof. Dr. Ulrike Cress, Prof. Dr. Christian Spannagel, Dr. Joachim Wedekind oder auch einen sehr unterhaltsamen Keynote-Vortrag von Prof. Dr. Pierre Dillenbourg.
Was die Themenvielfalt anging, merkte man dann schon immer wieder, wie stark das Thema MOOCs auch diese E-Learning-Tagung beeinflusst hat. Offiziell hieß es auf der Internetseite von e-teaching.org:
Das 10-jährige Bestehen des Portals nehmen wir zum Anlass, nicht nur zurück, sondern insbesondere nach vorn zu schauen:
- Wie sieht die Zukunft des Lernens aus?
- Was werden Medien ermöglichen?
- Welche strategische Bedeutung können sie für Hochschulen haben?
MOOC-Bingo auf der Podiumsdiskussion
Was allein die drei gestellten Fragen angeht, muss ich für mich sagen, dass dies hochkomplexe Fragen sind, die sehr vielfältige und durchaus kontroverse Antworten zulassen. Leider wurde diese Erwartung aus meiner Sicht nicht ganz erfüllt. Vielleicht reichen auch einfach zwei halbe Tage dafür nicht aus. Besonders in der abschließenden Podiumsdiskussion am Donnerstag wurde deutlich, dass das Thema MOOCs derzeit das wohl alles bestimmende Thema ist. Schon die einleitenden Worte von Prof. Dr.-Ing. Dr.-Oec. Thomas Schildhauer drehten sich fast ausschließlich um das Thema MOOCs. Dabei hatte Herr Schildhauer durchaus 10 Thesen parat. Meiner Meinung nach hätten 2-3 Thesen daraus zum Thema MOOCs gereicht, aber gleich alle 10 irgendwie mit MOOCs zu verknüpfen war dann für meinen Geschmack etwas zu viel. Folglich drehten sich bei der anschließenden Podiumsdiskussion 50 der 60 Minuten nur um das Thema MOOCs. Deswegen fing ich gedanklich auch schon mal an, mir ein MOOC-Bingofeld zu erstellen…
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cMOOC |
verändern |
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Finanzierung |
Revolution |
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50.000 € |
Onlinelehre |
Didaktik |
Videos |
Marketing |
Harvard |
Am liebsten wäre ich applaudierend aufgestanden, als nach 50 Minuten Holger Hansen dann mal anmerkte, dass die Zukunft des Lernens und die Zukunft des E-Learnings nicht ausschließlich aus MOOCs bestünde, sondern man genauso gut auch mal über das mobile Lernen Gedanken machen könne. Bravo! Leider blieb, nicht zuletzt auf Grund der fehlenden Zeit, kaum die Möglichkeit das Thema näher zu erörtern.
Von Thorben Schmitz (Stud. Mitarbeiter der Ruhr-Uni Bochum) wurde dann auch noch erwähnt, dass sowohl das Thema MOOCs, als auch das Thema E-Learning bei vielen Dozenten noch garnicht angekommen sei. Was er daran festmache, dass er in einem Beratungsgespräch mit einer Dozentin von dieser höre, dass sie erst neulich dieses „Ju Tuub“ entdeckt habe. Ein, wie ich finde, sehr wichtiger Aspekt. Denn selbst heute im Jahre 2013 ist Hochschullehre bei Weitem noch nicht so digital, wie es einem als E-Learning Experten vielleicht vorkommen mag, weil man sich ja ständig mit dem Thema beschäftigt.
„Es gibt kein Ankommen“
Dass es sich aber trotzdem lohnt sich mit E-Learning zu beschäftigen und nicht immer alles umsonst ist, hat man dann schon im ersten Vortrag von Prof. Dr. Ulrike Cress mit auf den Weg bekommen. Sie begann den ersten Tag nämlich mit dem Thema „10 Jahre E-Learning in Deutschland – Rückblick und Ausblick„. Denn selbst wenn es nach einer ersten Euphorie gepaart mit hohen Erwartungen nicht zu den gewünschten Ergebnissen kam, so kam es doch zu einer Verbreitung des Themas „E-Learning“. Selbst wenn also bis heute noch nicht alle Dozenten E-Learning nutzen, so wurde in den letzten Jahren einiges erreicht. Denn insgesamt muss man schon sagen, dass das Thema E-Learning deutlich bekannter ist und auch mehr genutzt wird, als noch vor 5 oder gar 10 Jahren.
Frau Cress veranschaulichte dies dann mit einer sogenannten Innovationskurve.
Zunächst gibt es immer eine Aufbruchphase mit hohen Erwartungen. Diesen hohen Erwartungen, die ja besonders am Anfang durch die Euphorie getragen werden, kann man jedoch nicht gerecht werden. Somit kommt es zu der Phase der Ernüchterung und folglich zur Notwendigkeit einer Konsolidierung. Die dann eine Dissoziation hervorbringt, die zwischen erlebter Enttäuschung und tatsächlicher Wertschätzung unterscheidet. Und schließlich ist es die tatsächliche Wertschätzung im Zusammenspiel mit wieder neuen Entwicklungen, die erneut eine Aufbruchphase erzeugt. Jedoch durch die bereits gemachten Erfahrungen auf einer höheren Ebene. Durch die immer schneller werdenden Innovationszyklen kommt es folglich zu dem Gefühl, dass es kein Ankommen gibt. Ein Gefühl, dass auch ich in den letzten Jahren immer wieder hatte… da diskutiert man gerade über „mobile learning“ und hat gerade das Empfinden ein bis zwei Schritte nach vorne gemacht zu haben, da kommt schon wieder ein neues Thema auf, ehe man wirklich das erste überhaupt zu Ende denken konnte. Deswegen ist es auch so wichtig Lehrende, die neue Technologien als Unterstützung einsetzen möchten, bei ihrem Vorhaben zu begleiten. Wenn man selbst als „Experte“ manchmal das Gefühl hat, sich in der großen E-Learning Welt zu verlieren, wie geht es dann erst denen, die sich nicht täglich mit den Themen beschäftigen. Folglich hat Frau Cress auch nochmal zum Schluss darauf hingewiesen, wie wichtig e-teaching.org als Unterstützung für gutes E-Teaching ist. Soviel allein zum ersten Vortrag, der ja nur der Auftakt einer ganzen Reihe von Vorträgen war. Mir persönlich hat diese Rückschau & Ausblick sehr gut gefallen, da ich besonders das Bild der Innovationskurve und den Begriff des „Nicht ankommens“ sehr treffend fand.
Wie stark dann letztendlich gemooct wurde und wie die anderen Vorträge so waren, reflektiere ich dann morgen einfach weiter… also to be continued…
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