Informalisiert das Formale – dann klappt das schon mit dem Social Learning
Ja ich bin auch ein Teilnehmer des riesigen OpenCourse 2011. Mein persönliches Ziel für diesen Kurs ist es, mich zumindest einmal die Woche mit der aktuellen Thematik auseinander zusetzen. Zwar würde es auch reichen sich nur die Beiträge der Gruppe B (siehe Gruppeneinteilung Lernspielwiese) durchzulesen. Doch glaube ich, dass eine aktive Wissensaneignung in Form einer Niederschrift meiner Gedanken den Lernerfolg in diesem Kurs eindeutig verbessert.
Zuerst habe ich den Text „Facebook-Gruppen für den Unterricht“ von Martin Kurz gelesen. Zwar beschäftige ich mich auch schon seit längerem mit diesem immer komplexer werdenden Netzwerk, doch habe ich die Gruppenfunktion bisher noch außer Acht gelassen. Da ich Nachhilfe gebe, habe ich natürlich auch schon gemerkt, dass die Kommunikation via Facebook schon einige Vorteile hat, wenn man die Datenkrake mal aus dem Kopf verbannt. Auch ich habe schon über einen Facebook-Post Nachhilfe erteilt (mit einem Pencast, den sich die Schülerin dann mit Flash ansehen konnte). Die Nachhilfe via Facebook hilft der Schülerin somit bei ihrer formalen Ausbildung, dem Abitur. Social Learning unterstützt demnach das formale Lernen.
Als nächstes habe ich einen Beitrag zum Thema „communities of practice“ gelesen. Diese Art des Lernens sehe ich nun nicht mehr als formelle Bildung an. Die Gruppen, denen man dann beitritt um zu lernen, sind dann in der Regel über ein soziales Netzwerk zu erreichen. In dem Artikel wird dabei auf Xing oder Verbands-Foren verwiesen. Eine Ausklammerung des social learning ist an dieser Stelle schon nicht mehr möglich. Zumal der Begriff der „community“ den Akt des social learning geradezu impliziert. Trotzdem kann das Lernen in einer community of practice durchaus noch extrinsisch motiviert sein, sofern die community vom Arbeitgeber vorgegeben wurde. Wurde die Community jedoch aus freien Stücken gewählt, so ist die Art der Bildung selbst bei einer community of practice wohl eher informell. Folglich ist informelles Lernen wohl am ehesten und am wahrscheinlichsten intrinsisch motiviert.
Und genau aus diesem Grund hat mir der Artikel „Informalize Formal Learning: Smarter, Closer, Simpler, and More Appealing“ so gut gefallen. Wenn man es schafft, dass formale Bildungsprozesse „informalisiert“ werden, dann bringt man die Inhalte zum einen näher an den Lernenden (siehe im Text unter „Benefits of informalizing learning“) und zum anderen kann man die intrinsische Motivation steigern und folglich auch das Lernen an sich mit angenehmeren Gefühlen verknüpfen.
Deswegen finde ich es so genial, Schüler dort abzuholen, wo sie stehen bzw. surfen. Sollte sich aus irgendeinem Grund das Datenschutzproblem lösen, dann würde ich fast schon sagen, dass jeder Lehrer und Lerner etwas verpasst, wenn er nicht „social“ lernt. Doch solange das nicht der Fall ist, bleiben Zweifel und das Thema Social Learning ein Thema der „Zukunft des Lernens“.
P.S.: Ich erinnere mich noch an einen 1Live Reporter, der mal zum Thema Datenschutz meinte. Irgendwann wird es so sein, wie in Holland. Keiner hat dort Gardinen vor den Fenstern und niemanden interessiert es dort wer hinter den Fenstern wie wohnt…
Hallo Thomas,
schön, dass ich mit meinem Artikel über die Facebook-Gruppen eine Anregung geben konnte. Ich teile auch deine Meinung, dass jeder Versuch, das erzwungene Lernen in eine Lernsituation in einer community mit intrinsischen Beweggründen ideal ist, auch in der Schule.
Dies wird mit einem Ansatz zum „Kooperativen Lernen“ versucht. Unter Lehrkräften, die sich methodisch weiter entwickeln ist dies schon seit Jahren ein wichtiges Thema, siehe z. B. http://wiki.zum.de/Kooperatives_Lernen
Eigentlich wundert es mich, wenn ich es recht überlege, dass hier die beiden Konzepte (so muss ich es nennen) Social Learning und Kooperatives Lernen doch sehr parallel existieren. Hier lohnt es sich einmal über Gemeinsamkeiten nachzudenken.
LG Martin Kurz
Hallo Martin,
Danke für den Comment:-). Wenn du von kooperativem Lernen sprichst, dann muss ich zudem auch immer an die Methode „Lernen durch Lehren“(LdL) denken. Wo wir schon mal bei Konzepten sind;-)
Zudem würde ich auch die Parallelität über Bord werfen und sagen, dass Social Learning unter anderem auch für kooperatives Lernen gemacht ist. Zwar kann man anderen Menschen auch einfach nur folgen, doch richtig, richtig sozial wird es erst durch Kommunikation und Kooperation.
Des Weiteren glaube ich, dass die „Dreigliedrigkeit“ (formales, non-formales und informelles Lernen) der UNESCO oder auch der EU immer schwieriger zu halten ist.
Egal WO gelernt wird, es sollte Spaß machen und immer so viel Individualität wie möglich gewähren.
Zum Thema Nachhilfe eine Idee: Vielleicht hilft es mit Schülern zu skypen und ihnen parallel dazu die Erklärungen auf dem Computer zu zeigen. Wir Oldies nutzen dazu Mikogo http://www.mikogo.de/. In der aktuellen Version muss – falls es damit Probleme gibt – auf dem Schüler-Computer nix installiert werden.
Einfach mal testen, denkt HoSi
Hallo Horst,
Danke für den Tipp, Mikogo, sagt mir auch schon was, aber ich hab’s bisher noch nicht ausprobiert. Vielleicht sollte ich das mal in Angriff nehmen 🙂
Hallo Franz,
Danke für den Beitrag.
Weil wir ja beim informellen / sozialen Lernen sind: Hier noch eine Ergänzung zu „keine Gardinen vor dem Fenster“. Sieht für mich nach längerer Tradition aus 😉
http://de.wikipedia.org/wiki/Gardinensteuer
hehe, das ist wirklich lustig^^ danke für den Tipp! Vielleicht wird Facebook demnächst nur noch Datenschutz gegen eine Gebühr erlauben^^