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Was haben Wikipedia, Spotify und Amazon bereits geschafft? Was könnten bald Uber, YouTube und Netflix schaffen?
Sie alle sind oder stehen kurz davor eine disruptive Innovation zu sein.
Eine disruptive Innovation ist eine Innovation, die in einem Marktbereich einen bestehenden Markt zerstört. Wikipedia zerstörte die Lexikon-Branche. Spotify zerstört nach und nach den CD-Markt mit all seinen bisherigen Strukturen. YouTube und Netflix schaffen nach und nach das Fernsehen ab, wie wir es kennen.
Doch ist es möglich, dass solch eine disruptive Innovation auch den Hochschulen droht? MOOCs werden manchmal ja etwas revolutionäres nachgesagt. Doch kann solch eine digitale Innovation die Hochschule, wie wir sie heute kennen, wirklich gefährden?
Oftmals wurde im Zusammenhang mit MOOCs prophezeiht, dass Universitäten aussterben werden. Doch bis heute musste noch nicht eine einzige Hochschule wegen Bluthochdruck zum Arzt. Nur woher kommen dann diese Diagnosen für die Hochschule?
Das Problem ist das „Analogiedenken“ der „Diagnosesteller“. Die disruptiven Innovationen, wie Sie durch Amazon, Spotify, YouTube und Co. entstanden sind, sind digitale Plattformen, die Probleme der Menschen lösen konnten. MOOCs und seine Plattformen wie Udacity, Coursera, iversity, sind zwar auch Plattformen, doch alle sind weit davon entfernt, „die Unilandschaft zu revolutionieren„. Nur weil es eine neue Plattform für einen bestimmten Markt gibt, heißt dies noch lange nicht, dass dieser automatisch, weil digital, in der Lage ist, den bestehenden Markt zu zerstören.
Doch auch die MOOC-Plattformen lernen dazu und bekommen zum Teil mit einer persönlichen Betreuung daher. Oder Sie vergeben sogar für das Bestehen eines Kurses ECTS-Punkte.
Das wohl nächste große Problem, das MOOC-Plattformen zu lösen haben, ist bei techcrunch mit dem Begriff Primacy beschrieben. Welche Bedeutung schreibe ich einem MOOC-Kurs zu, wenn es um nichts geht? Wenn ich einfach nur „nebenbei“ etwas dazulernen will? Bildung, Erziehung und Wissensvermittlung ist mehr, als die Bereitstellung von Informationen, egal wie einfach diese aufzurufen ist und wie hübsch diese aussieht. Als ich studiert habe, hatte das Studium oberste Priorität. Ich wusste, ich brauche den Abschluss, um damit später einen Job zu bekommen. Eine Prüfung musste bestanden werden. Und wenn es schwierig wurde, dann wusste ich, dass ich da durch muss, das gehörte zum Studium dazu. Schwierige Wege, zwischenzeitliches Scheitern, all das gehört zum Studium dazu und kann nur gemeistert werden, wenn man dem Weg „Studium“ eine große Bedeutung zukommt.
Doch was passiert, wenn man in einem MOOC auf Schwierigkeiten stößt, wenn man droht zu scheitern? Strengt man sich dann doppelt an? Stellt man andere Dinge hinten an? Ich denke nicht, schließlich macht man so einen Online-Kurs „nur so nebenbei“. Wenn es zeitlich halt nicht reicht, dann ist das eben so. Solange MOOCs noch nicht zum Lebensalltag dazugehören, keine Bedeutung in Unternehmen haben, solange fehlt es MOOCs an der nötigen „Primacy“. Aber auch daran wird gearbeitet und ECTS Punkte können Kursen definitiv eine deutlich höhere Bedeutung geben.
Ein weiterer, wichtiger Punkt ist die Hochschulkultur. Um disruptiv zu werden, fehlt dem „Digitalen“ die Kultur. Die Hochschulkultur hat einen enormen Einfluss auf das informelle Lernen. Es gibt eine „hidden Agenda“. Werte werden gebildet und vermittelt. Doch hat eine Plattform eine Kultur? Kann Sie Werte vermitteln? Ich denke nicht! Zwar kann der Digitalisierungsgrad die Hochschulkultur beeinflussen… und natürlich auch umgekehrt, aber noch sehe ich keine Gefahr für das System Hochschule… oder?