
Badges made by Dani Weber @monofluto
Was nutzt es uns, wenn wir das Lernen „verbadgen“?
Oder etwas nüchterner fragt Bernand Bull „What Gives a Badge Value?“
Das Open Badges eigentlich das Potenzial haben mehr als nur ein süßes Gamification Nugget zu sein hatte ich ja bereits im letzten Post angedeutet. Doch immer wieder wird gefragt, was Open Badges eigentlich bringen. Bull gibt quasi 6 Antworten, die von 6 verschiedenen Perspektiven aus gegeben werden. Er schreibt zwar 7, aber nennt nur 6 direkt. Keine der folgenden Perspektiven geht auf irgendeine Form von Gamification ein, auch wenn Open Badges gerne zuerst in einem Atemzug mit Gamification genannt werden. Gerne auch umgekehrt: „Ah Gamification… ach die Badges?“
Als Beispiel braucht man nur den aktuellen Post von Jane Hart nehmen, die über Gamification spricht und promt einen Kommentar bekommt, der fast nur über Badges spricht. Doch wer Open Badges ernst nimmt, lässt schon wortwörtlich den Begriff Gamificaion erstmal links liegen.
Es gilt also in diesem Post, den Blick zu erweitern und vielleicht neue Perspektiven aufzuzeigen, um zu zeigen, wie „wertvoll“ Open Badges sien können… Perspektiven, die sogar zum Teil Gegenstand bei der Validierung non-formaler und informeller Kompetenzen in der erwachsenpädagogischen Handlungspraxis sind…
Zunächst die Zusammenfassung der 6 Perspektiven in jeweils nur einem Wort:
- Die Qualifikation
- Die Kriterien
- Der Prüfgegenstand
- Das Zeugnis
- Das Lernen
- Die Community
Die Qualifikation
Wenn man einen Badge als eine Art Mini-Qualifikation sieht, so ist es vielleicht eine Beschreibung, um überhaupt verständlich zu machen, was Open Badges sind, doch ist es nur ein Teil, ein wirklich kleiner Teil. Dies lässt sich auch gut auf Doug Belshaw’s Blog erkennen, der sich noch intensiver mit dem Thema beschäftigt hat. Ein Badge kann zwar eine Art Qualifikation sein, aber der Badge muss es nicht sein. Wenn man es jedoch als eine Art Qualifikation sieht, dann ist es, so glaube ich, sehr wichtig, dass man es mit einer traditionellen Qualifikation vergleicht und die gleichen Maßstäbe an den Badge setzt.
Die Kriterien
Oft ist es so, dass bei einem Open Badge eine Beschreibung exakt so geschrieben wurde, wie das, was man bei den Kriterien erwartet. Hier sollte man jedoch unterscheiden! Eine Beschreibung kann auch gerne mal beinhalten, was man mit dem Badge erreichen kann und vielleicht sogar eine kleine Geschichte erzählen. Die Kriterien sollten exakt die harten Fakten benennen, die erforderlich waren, um sich den Badge zu verdienen. Diese Kriterien geben dann auch für Außenstehende (Personaler, Hochschulen, Unternehmen) einen guten Überblick , was die Person geleistet hat. Folglich gilt es auch beim Setzen von Kriterien darum sich gut zu überlegen, welche Kriterien man ansetzt, um den Badge zu erreichen. Je relevanter die Kriterien auch von Außenstehenden erfasst werden können, umso wertvoller kann ein Open Badge werden. Wichtig bei der Formulierung ist die sachlich-fachliche Ausformulierung. Wer hier viel Zeit und Mühe in die Ausgestaltung steckt, baut das Fundament eines „validen“ Open Badge.
Der Prüfgegenstand
Wenn man gute Kriterien nennt, dann ist es des Weiteren interessant, wie der Lerner diese Kompetenz nachweisen musste. War es eine Selbsteinschätzung und hat er sich den Badge quasi selbst verliehen? War es das bloße Ansehen eines Videos? Oder war es doch ein umfangreicher Test, bei dem man nur den Badge bekommen konnte, wenn der Test mit mehr als 80 % bestanden wurde? Oder wurde sogar eine umfangreiche Hausarbeit geschrieben? Der Prüfgegenstand ist folglich ein Anzeichen für ein Qualitätsmerkmal. Je besser die geleistete Prüfung ist, desto bedeutender wird auch der Badge. Nach Sacher[(1)] würde man hier die fachliche Bezugsnorm treffen, nach der ein Open Badge an Wert gewinnen kann.
Das Zeugnis
Die Open Badges als Zeugnis zu sehen fällt bestimmt nicht leicht. Ein Zeugnis ist ernst, hat eine sehr hohe Bedeutung und wird meist von ganz oben mitgezeichnet und bekommt einen Stempel der Institution.
Doch auch Open Badges bekommen durch das „Salz“ und die URL einen klaren Bezug zur Institution. Nur der Stempel von ganz oben fehlt. Dafür kann bei dem Badge-Design auf eine individuelle Note geachtet werden, die man so bestimmt auf keinem Zeugnis findet. Neben dem Bild, sprich der PNG bzw. der SVG, kann man auch in die Beschreibung super den Open Badge Zauber versprühen. Des Weiteren bietet so ein Open Badge (Zeugnis) auch die Möglichkeit viel kleinere Dinge zu „(be)zeugen“ und von einzelnen Einheiten einer Institution. Bei einer Hochschule wäre dies der Fachbereich oder bei uns ganz speziell der E-Learning Bereich. So „verbadged“ sowohl die Ruhr Uni in Bochum, als auch die Uni Gießen, Lehrveranstaltungen mit einem gewissen Grad an E-Learning-Anteilen. So beschreibt die RUB, dass Sie durch das eLearning-Label (es sieht aber durchaus aus wie ein Badge) anhand eines Kriterienkatalogs gewisse Mindeststandards für die eLearning-Qualität an der RUB sichtbar macht.
Das Lernen
Doch bei aller Liebe zu den Open Badges, sollte man bedenken, dass auch ein Badge letztlich, genau wie alle anderen Zeugnisse und Teilnahmebescheinigungen, erst durch den Lerner selbst an Wert gewinnen kann bzw. überhaupt einen Wert zugesprochen bekommen kann. Das Lernen an sich hat die wohl größte Bedeutung und den größten Wert. Wenn Lernen dann auch noch durch Open Badges sichtbar gemacht werden kann, dann entsteht durch die Verbreitung der Badges auf verschiedenen Plattformen durch den Lerner erst der eigentliche Wert. Wenn man sich auf der individuellen Ebene bewegt, so geht es auch um einen Lernweg. Da Open Badges durchaus sehr kleinschrittig gehalten werden können, kann auch von Außen ein Wert entstehen, wenn durch mehrere Open Badges ein Lernprozess erkennbar ist. Nach Sacher[(1)] würde man im Rahmen von Kompetenzmessung von einer individuellen Norm bzw. von einer Entwicklungsnorm sprechen.
Die Community
Womit wir nun beim letzten Punkt, der Community, angekommen sind. Der Lerner, der die Badges in sozialen Netzwerken, auf seinem Blog oder seinem Portfolio anzeigt, muss damit auf Leute treffen, die den Wert dieser Badges erkennen können. Auf der letzten ILIAS Konferenz kam die Idee auf, doch einen einheitlichen Badge zum Thema Literaturrecherche zu erstellen oder allgemeiner zum Thema wissenschaftliches Arbeiten. Wenn sich so etwas durchsetzen kann, vielleicht sogar mit einheitlichen Kriterien, dann bekäme ein Open Badge auch von Außen einen größeren Wert zugesprochen, natürlich auch, weil sich viele über dieselben Kriterien geeinigt hätten. Dies wird dann gerne als vertrauenswürdig angesehen und bekommt deswegen einen höheren Wert zugesprochen. Die Größe der Community spielt dabei nicht unbedingt eine Rolle. So könnte innerhalb eines Kurses ebenfalls Einigkeit über bestimmte Badges herrschen und so der Wert eines Badges für eine Person steigen, wenn diese in der Community ist und die verdienten Badges dort anzeigt. Dann würde es auch keine Rolle spielen, das der Badge innerhalb des Kurses generiert wurde. Der Wert ist ja durch die Community in Form des Kurses gewährleistet. Wenn man hier die Parallele zu Kompetenzmessungen zieht, so würde man es nach Sacher als soziale Bezugsnorm klassifizieren.