Dies ist der dritte Teil einer Reflexionsreihe von der E-Learning Tagung aus Tübingen.
1.) Hypa Hypa – Lasst uns eine Runde MOOC-Bingo spielen
2.) Über Open Education, Digital Divide und grunzende MOOCler
Im nun dritten und letzen Teil meiner Reflexion, der mittlerweile eine Woche zurückliegenden Tagung aus Tübingen, versuche ich vor allen Dingen noch den Vortrag von Prof. Dr. Michael Jäckel zu „verarbeiten“. Dieser kam nämlich mit für mich sehr neuen Begriffen daher, die ich sonst in meinem E-Learning-Alltag nicht so wirklich gebrauche. Oder wer von euch hat schon häufiger den Begriff der sozialen Physik benutzt?
Herr Jäckel hat nämlich versucht, dass Thema E-Learning aus einer soziologischen Perspektive zu betrachten. Ich persönlich habe mich als angehender Pädagoge zwar auch schon häufiger mit soziologischen Themen beschäftigt, aber im Zusammenhang mit meinem Steckenpferd „E-Learning“ doch eher selten. Da stand dann entweder die Pädagogik (die Didaktik im Besonderen) oder die Technik im Vordergrund.
„Didaktik ist nicht der maßgebliche Treiber von E-Learning“
Dabei war der Vortrag selbst mit einer Menge Zitaten gespickt, die wiederum zu ausschweifenden Gedanken anregten. Für die in dem Vortrag jedoch kaum Zeit blieb, da man sehr schnell mit dem nächsten Hammerzitat konfrontiert wurde. Schon der Titel des Vortrags beinhaltete ein Zitat von Reinhardt Koselleck „…die Welt sich selbst einzuverwandeln.“ und spielt, wenn ich das richtig verstanden habe, auf die Autonomie des Einzelnen innerhalb eines Systems an. Anders formuliert geht es also um die Frage, wie selbstgesteuert ist der Lerner in einem Lern-System ist, das, bedingt durch die technischen Entwicklungen, sich ständig verändert. Denken wir noch mal an den ersten Vortrag von Frau Cress zurück, so sprach sie ja bereits auch im Bereich E-Learning von einer Never-Ending-Story bzw. von einem Gefühl des Nicht-Ankommens. Sie sprach zudem von Innovationskurven, die jedoch immer schneller werden.
Diese Zeitvorgabe ist jedoch nicht von den Menschen, den Lehrern und Lernern, gesetzt worden, sondern von der Technik.
Folglich klingt auch die Aussage von Jäckel, dass die Didaktik nicht der maßgebliche Treiber von E-Learning ist, nur logisch.
Die Technologie und die Erwartungen an Technologie folgt aber anderen Erwartungen. Sie muss nämlich überraschen können, so Jäckel. Dies würde man besonders gut an den Apple Keynotes festmachen können. Denn hier wusste vor allem noch Steve Jobes mit seinem „one more thing“ zu überraschen. Diese Prozesse sind allem Anschein nach normal und folgen in gewisser Hinsicht den logiken der sozialen Physik.
Online Learning has become a run-away train
Wenn diese Dynamiken nun auch auf die Lehre bzw. die Lehre mit „E“-Anteil übergreifen, dann wird diese, nach Goldberg, zu einem „run-away train“. In einem Artikel von Goldberg habe ich zudem noch eine weitere, sehr schöne Beschreibung gefunden:
Drastically recast from an initial techno-utopianism to the power-centered analysis of CTT and the inherent contradictions of postmodernism, the cyber classroom is a manifestation of the pervasive changes engendered by the birth of the Internet.
Managing and critiquing this pedagogical transformation is like painting a landscape from the window of le Train á Grande Vitesse (TGV).
Eine, wie ich finde, hervorragende Beschreibung vieler E-Learning-Bewegungen, die unter der Prämisse laufen, dass die Technik die treibende Kraft ist. Deswegen gilt es für die „menschlichen Akteure“ um so mehr die Didaktik, sprich die Lehre und das Lernen im Blick zu behalten. Zwar nimmt das „E“ im Wort E-Learning oder E-Teaching nur einen kleinen Teil ein und wirkt morphologisch wie eine kleine Zugabe, die der Verschönerung dient. Dabei ist es eigentlich die treibende Kraft. Deswegen passt meiner Meinung nach auch noch die sehr bildliche Empfehlung von Goldberg:
When we doubt our own abilities to paint a landscape that has become a blur outside the window of our high-speed train, we contemplate the possibility of getting off at the next stop and re-evaluating the train itself.
Zwar soll hier nicht der Eindruck entstehen, dass E-Learning schlecht ist oder falsch, aber manchmal gilt es etwas langsamer zu werden und die Onlinewelt in gesundem Maße mit der Offlinewelt zu verbinden. Oder wie es Herr Jäckel formuliert hat, es geht nicht um Brick oder Click, sondern um Brick AND Click.
Anders gesagt: Jede Technik ist nur so gut, wie die Didaktik, die es letztlich sinnvoll einsetzt.
Oder: Gemeinsam sind wir stark!
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